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15.02.2019, 12:57 Uhr
Landwirte und Zuckerindustrie in der Region unter Druck

© Christian Lang

Die Zuckerpreise befinden sich im freien Fall – wie stark sind die Landwirte und die Zuckerindustrie in der Region unter Druck? Der hiesige Bundestagsabgeordnete Jan Metzler, der in Berlin auch Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie ist, hat sich mit Blick auf die zurückliegende Zuckerrüben-Kampagne ein Bild vor Ort gemacht, direkt im größten Werk von Südzucker, in Offstein. Metzler, der selbst aus der Landwirtschaft kommt, versicherte: „Ich möchte Teil der Lösung sein“.

Vorausgegangen war ein intensives Gespräch in Offstein, das von allen Beteiligten als konstruktiv gewertet wurde. Dabei erhielt Metzler Infos direkt von Walter Manz, dem Vorsitzenden des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer, Dr. Georg Vierling, dem Direktor des Geschäftsbereichs Zucker/Rüben bei Südzucker, Dr. Volker Proffen, Manager für Nachhaltigkeit und Public Affairs bei Südzucker, Werksleiter Klaus Schwab sowie Dr. Christian Lang, dem Geschäftsführer des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer.

„Die Zuckerpreise sind unter hohem Druck“, sagte Manz mit Blick auf die Weltmarktlage. Besonders Indien habe durch enorme Ausdehnung der Produktion große Exportmengen erzeugt. Ähnlich liege der Fall in Thailand, wo eine Marktordnung eingeführt worden sei, wie es sie früher in Europa gegeben habe. „Somit sind im Inland in den großen Exportländern immer noch gute Gewinne machbar“, fasste Manz zusammen. Hinzu komme, dass Zucker in diesen Ländern protegiert werde: Jeder dritte Abgeordnete des indischen Parlaments beispielsweise habe eine persönliche Verbindung zur Zuckerrohrproduktion. Dagegen sei in Deutschland kaum noch ein Landwirt in Land- oder Bundestag vertreten. Auch erschwere hierzulande eine zunehmende Beschneidung der Pflanzenschutzmittelpalette die Produktion. Besonders kritisch sei dies vor dem Hintergrund zu werten, dass Mittel, die hier verboten würden, in anderen EU-Ländern oftmals weiter eingesetzt werden dürften. Dies führe zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung zulasten der deutschen Landwirte. Walter Manz forderte daher: „Wir müssen bei der Zulassung zu wissenschaftsbasierten Verfahren zurückkehren!“ Inakzeptabel sei außerdem die lange Bearbeitungsdauer im deutschen Zulassungsprozess. In keinem der Anträge auf Zulassung oder reguläre Zulassungserweiterung im zonalen Zulassungsverfahren oder bei der gegenseitigen Anerkennung seien bisher die vorgegebenen Fristen eingehalten worden. Deutschland werde dafür auch entsprechend von der EU gerügt und es seien zahlreiche Gerichtsverfahren anhängig. Eine Verbesserung der Situation sei dennoch aktuell immer noch nicht absehbar.

Angesichts der Warnungen vor Fabrikschließungen im Land wollte Metzler wissen: Wie sehr ist das Werk in Offstein in dieser Hinsicht bedroht? Dr. Lang erklärte: „Letztlich entscheidet der Anbau darüber, wo welche Werke gefährdet sind – solange der Anbau sich für die Landwirte rechnet, werden Zuckerrüben angebaut und das Werk versorgt.“ Leider sei die Zuckerrübe wegen der geänderten Politik inzwischen jedoch sehr großen Marktschwankungen ausgeliefert. Lang empfahl deshalb, die Wirtschaftlichkeit der Zuckerrübe mehrjährig zu beurteilen: „Im Schnitt der Jahre muss sich die Rübe für den Landwirt rechnen.“ Die Zuckerrübe sei für den Naturraum ideal geeignet und stelle eine wichtige Bereicherung der Fruchtfolge dar.

Walter Manz berichtete, dass man seit Monaten intensive Gespräche auf süddeutscher Ebene sowie mit dem Unternehmen führe und die zukünftige Ausrichtung des Anbaus diskutiere. In ganz Europa müsse die Produktion gesenkt werden, wenn aufgrund der v.a. politisch verursachten Erhöhung der Produktionskosten der Export nicht mehr wirtschaftlich sei. Die Frage sei letztlich, welche Standorte dauerhaft im Wettbewerb bestehen könnten, wenn politisch nicht verhindert werde, dass viele Länder ihre Bauern mit festen gekoppelten Zahlungen unterstützen. Solange in Europa der Zuckerrübenanbau vielfach mit staatlichen Geldern subventioniert werde, in Deutschland jedoch keine solchen Zahlungen flössen, sei der Wettbewerb drastisch verzerrt. Der Verband habe daher in einer Resolution insbesondere die Bundespolitik aufgefordert, sich klar für die Abschaffung solcher Prämien in anderen Ländern einzusetzen. Wenn dies nicht gelinge, müsse man ggf. neu darüber nachdenken, auch in Deutschland gekoppelte Zahlungen einzuführen. „Die Politik hat uns einen freien Markt verordnet. Und wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und sind nach wie vor dazu bereit“, stellte Walter Manz klar. „Aber die Politik hat selbst nicht geliefert. Denn die Wettbewerbsverzerrungen innerhalb Europas haben mit einem freien Markt nicht das Geringste zu tun.“ Er warnte deshalb: „Wenn wir es nicht schaffen, diese Verzerrungen zu beseitigen, werden am Ende nicht die wirtschaftlichsten Zuckerrübenstandorte überleben, sondern die Standorte, die von ihrer Politik am stärksten unterstützt werden.“

Wie Geschäftsführer Dr. Christian Lang erklärte, geht der Verband von einer Verminderung der Anbaufläche im kommenden Jahr von etwa acht Prozent aus. „Die vertraglichen Vereinbarungen sind bereits im letzten Jahr abgeschlossen worden.“ Die weitere Anbauentwicklung, die auch stark von bundes- und europaweiten Entwicklungen abhänge, lasse sich noch nicht vorhersagen. „Die Zuckerrübe findet in der hiesigen Region sehr gute Rahmenbedingungen“, fasste Lang zusammen. „Anbau und Fabrik sind dabei untrennbar miteinander verbunden.“